Über uns

Im Bremer Steintorviertel steht an der Einmündung der Straße Fehrfeld in die Humboldtstraße ein Gedenkpavillon, der als Jugendprojekt gegen Diskriminierung und rechte Gewalt entstanden ist.  Köfte Kosher ist ein Kunstprojekt, das Jugendliche in die Auseinandersetzung mit rechter Gewalt einbezieht. Schwerpunkt unserer Arbeit ist das Gedenken im öffentlichen Raum, im Alltag. In anderen Worten: dort, wo Menschen angegriffen werden. Durch das Sichtbarmachen der ermordeten Personen und die Auseinandersetzung mit ihren Biografien sucht Köfte Kosher den Dialog mit der Öffentlichkeit.

Köfte Kosher

2012

2012 startete Köfte Kosher als jüdisch-muslimisches Dialogprojekt. Im Rahmen einer Aktionswoche schufen wir einen Gedenkpavillon gegen rechte Gewalt. Unser Bedürfnis war es, die Jugendlichen positiv in ihren jeweiligen kulturellen Identitäten zu bestärken und sie gleichzeitig dazu zu motivieren, gemeinsam ein Zeichen gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu setzen. Sie arbeiteten sich in Biografien von zwölf ausgewählten Personen ein, die von rechten Gewalttätern in den Jahren 1990-2010 ermordet wurden. Die Stadtwerke Bremen stellten uns für das Projekt ein Trafohäuschen zur Verfügung, das sich auf dem heutigen Marwa-El-Sherbini-Platz befindet. In der Aktionswoche entstanden zwölf Portrait-Pochoirs, die an die Wände des Trafohäuschens gesprüht wurden. Unter dem Motto: Rechte Gewalt geht uns alle an! wurden die Jugendlichen während der Aktionswoche von verschiedenen Bremer Beratungsstellen begleitet, die sich aktiv und präventiv gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einsetzen. Es wurden Räume geschaffen, in denen sich die Jugendlichen über eigene Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen austauschen konnten. 

Neben den politischen Inhalten setzten wir uns mit der Pochoir-Kunst (Streetart) auseinander. Hier wurde mit einem Mittel gearbeitet, das Teil des städtischen Diskurses ist. Streetart ist eine Kunstgattung, die den Dialog im und mit dem öffentlichen Raum sucht und dabei das Stadtleben eigenständig mitgestaltet. Dabei ist es üblich, dass die Künstler*innen anonym oder mit einem Pseudonym arbeiten. Das Verschmelzen von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, von Anonymität und Gesellschaft ist als Kommunikationsmittel zu verstehen. Das Kunstwerk greift temporär in den Alltag ein und ist angreifbar. Im Vordergrund steht das Werk und die dadurch vermittelte Botschaft. Durch diese verschiedenen Ebenen, die die Streetart mit sich bringt, wurde die Pochoir-Kunst im Projekt dazu eingesetzt, die Anonymisierung von Todesopfern rechter Gewalt in der Gesellschaft aufzuheben und ihnen ein Gesicht zu geben, um sie mit ihrer/en Geschichte(n) zurück in den Alltag zu transportieren.

Durch das gemeinsame Erarbeiten des Kunstprojektes ist ein Gedenkpavillon entstanden. Den Jugendlichen wurde es ermöglicht, sich intensiv an einem Projekt zu beteiligen, das nachhaltig einen Platz im öffentlichen Raum gefunden hat und die Erinnerung aufrecht erhält.

https://vimeo.com/153159854

2018

2018 wurde der Gedenkpavillon restauriert, die Pochoirs wurden aufgefrischt und unter Schutzglas gelegt. Gemeinsam mit Schüler*innen der Wilhelm-Wagenfeld-Schule erarbeiteten wir ein erweitertes Konzept. Virtuelle Räume sollten den Ort um eine digitale Ebene bereichern.

Teil der Auseinandersetzung waren die verschiedenen Gedenkformen, die uns im Alltag begegnen. Welche Kunstwerke, die erinnerungspolitische Themen verhandeln, gibt es bereits im öffentlichen Raum? Dies und die Entwicklung von eigenen künstlerischen Erinnerungskonzepten lernten die Schüler*innen im Rahmen des Leistungskurses Projektmanagement. In Kleingruppen wurde selbstständig gearbeitet. Jede Gruppe entwickelte ein eigenständiges künstlerisches Gedenkkonzept. Ziel war, das Erinnern an die zwölf Gewaltopfer visuell zu erfassen.

Die Projektarbeit innerhalb einer vertrauten Gruppe ermöglichte eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik, sowie die Möglichkeit eines Erfahrungsaustausches und der Reflektion. Die verschiedenen Formen von Diskriminierungen wurden durchleuchtet und es wurde nach Möglichkeiten gesucht eine angemessene Form des Gedenkens für jedes einzelne Todesopfer zu finden. Eine große Herausforderung war die Recherche der Lebensläufe. Obwohl alle Fälle im Internet dokumentiert sind, fanden sich nicht zu allen Personen erschöpfende Informationen. Die entstandenen Gedenkräume lassen Raum für verschiedene Assoziationen.

Der Pavillon erhielt somit ein neues Erscheinungsbild und wurde in seiner Funktion als Gedenkort um eine neue Ebene erweitert. Durch den Einsatz von virtueller Realität haben die Schüler*innen versucht, diese unfassbaren Ereignisse in einer würdigen Form darzustellen.